von Ulrich Dickmann
Der Begriff "Manta" wird auch heute noch von vielen (meist mit der Thematik nicht vertrauten) Menschen mit Assoziationen wie "Proll", "Fuchsschwanz", dem Namen "Manni", blonde Frisörinnen und "Arm aus dem Seitenfenster" sowie mit Fahrern, die der deutschen Sprache nur marginal mächtig sind und Cowboy-Stiefel tragen, belegt.
Dabei denken die meisten zwar an das Manta-B-Modell, welches bekanntlich in unzähligen Witzen und zwei Kinofilmen hinreichend Beachtung fand. Aber letztlich sind die Vorurteile auch auf das Modell Manta-A uns seine Fahrer/innen abgefärbt. Offenbar "verpflichtet" auch hier der Name, obgleich das A-Modell optisch völlig anders daherkommt, wie man unschwer an der Gegenüberstellung erkennen kann:
Manta-B | Manta-A |
Warum es überhaupt zu diesem "Manta-Hype" zu Beginn der 90er Jahre gekommen ist soll hier nicht weiter ergründet werden. Tatsache ist jedoch, dass bei Sichtung des A-Modells keinerlei Bezüge zum "Manta" im verrufenden Sinne geknüpft werden. Erst wenn der Begriff "Manta" fällt, wird man von den Betrachtern mit den bekannten "Sprüchen" genervt.
Umgekehrt ist es, wenn man vom Manta erzählt und später den Wagen im wahrsten Sinne des Wortes "vor Augen führt". Dann hört man vielfach erstaunt "Ach so, so einen Manta hast Du" oder "Das ist auch ein Manta?" oder gar "Ich denke, Du fährst Manta, das ist doch keiner, oder!?". Damit wird deutlich, dass die Manta-A Szene eigentlich gar kein Image-Problem hat, wenn die Menschen sehen, wovon man spricht. Aber viele "hören" nur und werfen sodann alles in einen Topf. Im Umkehrschluss hat also das B-Modell einen Imageschaden, den dieses Modell aber auch nicht verdient hat. Der Manta-B zeichnet sich durch gute Fertigungsqualität, Langlebigkeit und ausgereifter Technik aus. Nicht umsonst wurde allein das B-Modell 13 Jahre (!) von Opel gebaut. Eine solche Produktionsspanne müssen andere Modelle erstmal vorweisen!
Allein dieser lange Produktionszeitraum sollte eigentlich alle Vorverurteilungen im Keim ersticken. Dank der exzessiven "Vermarktung" des Manta-Klischees durch die Medien verhallte diese Tatsache jedoch ungehört im Medienrummel. Schlussendlich war es gar nicht das Fahrzeug, das veralbert wurde, sondern die Personen, die es durch den Straßenverkehr lenkten, wie man heute noch an dem überzeichneten "Super-Ingo" aus der DEA-Werbung erkennen kann. Dass dieser im Werbespot einen stark optisch modifizierten Manta-B fährt, erkennt der Laie nicht, und wenn, dann vermutet er es höchstens wegen des Fuchsschwanzes. Denn: Da wo Fuchsschwanz 'dran ist, ist Manta-Fahrer drin! Oder lautet gar die Herleitung Wer so blöd (wie Super-Ingo) ist, muss ein Mantafahrer sein.?
Mithin wurden die bis dato beliebten "Ostfriesenwitze" kurzerhand auf "Mantafahrer" umgemünzt, denn 90% der Witze hatten schon einen "langen Bart". Auch die "Blondinen" waren übrigens früher mal "Ostfriesen"!
Dennoch hat sich das Fahrer-Image auch auf das Produkt "Manta-B" (und teilweise auch Manta-A) ausgewirkt, denn plötzlich waren Wiederverkäufe schwierig oder nur mit Spottpreisen zu realisieren. So gingen selbst top-erhaltene Manta-B preisgünstig in meist jugendliche Hände über, wurden dort erbarmungslos verheizt und stehen heute zum Schaden der Manta-B-Gemeinde nicht mehr zur Verfügung. Das große Manta-B-Sterben hatte begonnen, weil man Witze über dessen Fahrer machte! Unglaublich, aber wahr!
Dabei sind die "Mantafahrer" ganz normale Menschen, die Gefallen an diesem Modell gefunden haben. Der schlechte Ruf wurde letztlich durch jugendliche Fahrer (die ihre halbtoten Manta für wenig Geld ergatterten) forciert, die es "cool" fanden, wie verrückt auf's Gaspedal zu treten und dabei einen Fuchsschwanz an die Antenne und ihren linken Arm aus dem Fenster zu hängen oder den Manta sonstwie als ein "Hammer-Geschoss" zu mißbrauchen. Ein Extrem-Beispiel derartiger Aktionen gibt es hier nachzulesen. Je mehr der Ruf auf diese Weise geschädigt wurde, je mehr preisgünstige Manta gab es auf dem Markt und umso mehr "Heitzer" fuhren den Wagen. Ein Teufelskreis!
Heute findet man nicht nur den Manta-A, sondern auch das B-Modell nur noch selten auf deutschen Strassen und der ganze Manta-Hype macht heute keinen (kommerziellen und werbewirksamen) Sinn mehr für die Medienindustrie. Doch ein fader Beigeschmack haftet heute noch am Manta, wenngleich die Besitzer dieser Fahrzeuge wissen, was sie an ihren "Schätzchen" haben. Wer keinen Manta sein Eigen nennt, sollte sich glücklich schätzen, wenn ihm ein Manta begegnet und er selbst feststellen kann, dass der Manta ein tolles Auto ist.
© by Ulrich Dickmann, 01.03.2003