Fahrt zum Schrottplatz soll Geld bringen

Neue Pläne von VW

Eine kritische Anmerkung von Ulrich Dickmann

Ähnlich wie Ford vor einigen Jahren in großem Stil durchaus noch brauch- und fahrbare Pkw mit großzügigen Prämien in die Schrottpressen verbannte (wir erinnern uns: dicke Prämie und ein Bäumchen für jedes Fahrzeug in der Presse), plant nun VW einen neuen, weiteren Coup unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes.

Laut "Handelsblatt" im Oktober 2001 unter Berufung auf den VW-Vertriebsvorstand R. Büchelhofer, will VW eine von F. Piech geforderte staatliche Verschrottungsprämie aus der VW-Kasse um den gleichen Betrag aufstocken. Von der Schrottprämie erhoffe sich das Unternehmen einen "psychologischen Impuls" (was immer das auch sein soll). Eine derartige Verschrottungsprämie könne laut Piech den Tausch von bis zu 6,7 Millionen (!) Fahrzeugen in Deutschland beschleunigen. Büchelhofer formuliert dies etwas konkreter: "Mit einer Prämie könnten alte Autos mit schlechten Emissionswerten schneller aus dem Verkehr gezogen werden".

Dazu muss man sich vor Augen führen, dass der von Herrn Piech formulierte "Tausch" für das ältere Fahrzeug eine Fahrt in der Schrottpresse bedeutet und jedes Fahrzeug in der Presse dann auch für die Instandhaltung (Ersatzteile usw.) der übrigbleibenden Modelle verloren ist (mal davon abgesehen, dass das dann gewürfelte Auto an sich sicher noch Jahre gute Dienste hätte leisten können).

Darüber hinaus stellt sich die Frage, was unter "schlechten Emissionswerten" derzeit zu verstehen ist und ob dieser Begriff nicht stetig (im Sinne der Autoindustrie) neu definiert wird. So steht zu befürchten, dass die heute so hoch gelobte und finanziell geförderte EURO 4-Norm in einigen Jahren als Norm mit "schlechtem Emissionswert" eingestuft wird. Oder warum werden diese Normen schon heute tariflich lediglich zeitlich (bis Ende 2003) begünstigt? Na logisch: Weil ab 2004 diesen Normen "schlechte Emissionswerte" zu Grunde liegen! Ich will das nicht weiter ausführen...

Den tatsächlichen Hintergrund solcher Maßnahmen kann man sich, spätestens nach der Lektüre des Kommentars zur Kfz-Steuererhöhung auf dieser Website, jedenfalls an weniger als fünf Fingern abzählen: Nicht die Umwelt (von wegen Emissionsschutz) soll durch die viel zu frühe Verschrottung von Pkw profitieren, sondern in diesem konkreten Fall der Automobilkonzern VW, der ebenso wie andere Unternehmen mit der derzeitigen Schwäche auf dem Automobilmarkt zu kämpfen hat. Dabei wird VW nach einer Prognose im Jahr 2001 mehr Autos verkaufen als im Vorjahr. Man hat hier also augenscheinlich noch nicht mal "nur" eine Umsatzsicherung, sondern gar eine noch größere Umsatzsteigerung für 2002 im Auge.

Und "Vater Staat" spielt das leidige Spielchen nach wie vor lustig mit: Da sollen schadstoffreiche Fahrzeuge noch höher besteuert werden, Fahrzeuge der EURO 2-, EURO 3- und EURO 4-Norm sowie 3-Liter-Autos genießen eine tarifliche Ermäßigung (auf 10,00 DM/100 ccm -> EURO 3+4+3-Liter-Autos bzw. 12,00 DM/100 ccm -> EURO 2) nur noch bis 31.12.2003. Und von einer Steuerbefreiung von Oldtimern (30 Jahre und älter) ist weit und breit nichts in Sicht.

Sollte also eine staatliche Schrottprämie tatsächlich (wie von VW gewünscht) umgesetzt werden und VW würde "noch einen 'drauf legen", werden wohl erneut ganze Modelltypen an den Rand des Aussterbens getrieben. Und nur deshalb, weil es ein paar Tausender gibt, obwohl das Gros der dann "gekeulten" Fahrzeuge noch Jahrzehnte durchgehalten hätte.

Jetzt darf man natürlich nicht nur auf VW mit dem Finger zeigen. Logisch, dass dann auch andere Konzerne (auch Opel wird da keine Ausnahme machen) auf den Zug aufspringen. Es ist auch klar, dass wir "kleinen Endverbraucher" und Manta-Liebhaber daran nichts ändern können. Aber wir können unsere Bekannten, die sich unter den o.g. Umständen einen Neuwagen kaufen wollen, fragen, warum sie auf ein solches "Umwelt-Gefasel" hereinfallen und ihnen vorrechnen, dass die weitere Nutzung ihres "Alten" nicht nur den eigenen Geldbeutel schont (ein Neuwagen kostet schließlich richtig Geld), sondern auch und gerade die Umwelt, die angeblich von Staat und Autoindustrie entlastet werden soll.

© by Ulrich Dickmann, 01.11.2001

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